Wieder einmal gerät der soziale Wohnungsbau in Mainz negativ in die Schlagzeilen. Sicherlich ist es positiv, wenn ein heruntergekommenes Mischgebiet saniert und Wohnraum geschaffen werden soll. Es fragt sich nur, für wen und auf wessen Kosten.
Ausgerechnet die stadtnahe Wohnbau vertreibt 50 Mietparteien, um deren erst vor wenigen Jahren sanierte Häuser für höherwertige Bebauung abreißen zu können. Wurde bei der Sanierung wieder Geld in den Sand gesetzt? Warum nur will man die Häuser nicht erhalten und in die Planung integrieren? Offenbar soll bezahlbarer Wohnraum profitabel vernichtet werden.
Die Verantwortung der Wohnbau reduziert sich auf deren Mahnung an die Mieter, diese sollen sich wegen des angespannten Wohnungsmarktes frühzeitig nach Ersatz umsehen. „Das ist Stadtentwicklung nach Gutsherrenart“, kritisiert Stadtrat Kurt Mehler von den Freien Wählern. Jeder private Investor, der so vorgeht, wird als Immobilienhai gebrandmarkt. Offensichtlich werde von der stadtnahen Gesellschaft der Profit vor die Interessen der Mainzer Bürger gestellt.
Dabei könnte es eine verträgliche Lösungen geben. Wenn man die Häuser nicht in die Sanierung integrieren kann oder will, bietet die sukzessive Bebauung des ausgedehnten Gebiets die Möglichkeit, die Mieter in die ersten Neubauten umzusiedeln zu ungefähr den bisherigen Konditionen. Auch die geplante Zollhafenbebauung, die trotz Schönredens eher an die Dichte von Berliner Hinterhöfen erinnert, könnte als Ausweichquartier in Frage kommen, ohne die vertriebenen Bewohner aus ihrem Quartier zu entwurzeln.
Neben der Wohnbau ist die Stadt gefordert, den Betroffenen konkret zu helfen und diese nicht sich selbst zu überlassen.