Klärschlammverbrennung in Mombach – eine sachliche Betrachtung

Kurt MehlerIn Mombach soll eine Monoklärschlammverbrennungsanlage für mindestens 36 Mio. € errichtet werden, die 37.500 Tonnen trockenen Klärschlamm verbrennen kann. Verlässliche Kostenschätzungen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen liegen der Öffentlichkeit nicht vor. Hier stellt sich unserer Fraktion und interessierten Mainzer Bürgern die Frage: Macht das Sinn? Die Verbrennung in der bestehenden Müllverbrennungsanlage auf der Ingelheimer Aue würde laut Gutachten ähnliche Emissionswerte erbringen wie eine teure, neue Monoverbrennungsanlage.
Bei der Verbrennung in der bestehenden Anlage müssten Investitionen in eine Klärschlamm-Trocknung und in die Verbrennungsanlage getätigt werden, die sich in einem einstelligen Millionenbereich bewegen. Die Auswirkungen für Mombach wären bezüglich der Belastung günstiger, wenn nur die 6.000 Tonnen Klärschlamm aus Mainz in der vorhandenen Anlage verbrannt würden. Eine Phosphorrückgewinnung wäre nicht möglich.
Die Monoverbrennung ist sinnvoll, wenn eine Phosphorrückgewinnung stattfinden würde, was aber voraussichtlich in den nächsten 10-15 Jahren nicht möglich ist. Es gibt noch keine Anlage im industriellen Maßstab, die die anfallende Menge verarbeiten könnte. Diese Technik existiert derzeit nur im Projektverfahren. Momentan ist geplant, die Asche des Klärschlamms auf einer Halde in Kaiserslautern zwischenzulagern, bis technische Lösungen entwickelt sind. Die Erzeugung von Phosphor würde rund 2 – 4 € pro Kg kosten. Von den zehn bisher bekannten Verfahren zur Klärschlammentsorgung ist die Monoverbrennung mit Abstand am teuersten. Erst wenn die Möglichkeit bestünde in großem Maße Phosphor aus der Asche zu gewinnen, macht eine Monoverbrennungsanlage Sinn. Da eine derartige Anlage eine „Lebenerwartung“ von derzeit ca. 20 Jahren hat, ist es äußert unwirtschaftlich heute schon die Anlage zu bauen, in 10-15 Jahren mit der Gewinnung von Phosphor aus der Asche zu beginnen und kurz darauf einen großen Investitionsbetrag erneut in die Anlage zu stecken – dann zur Modernisierung.
„Die momentan möglichen Verfahren der Phosphorrückgewinnung, die es auf Projektebene bereits gibt, sind darüber hinaus auch in der Lage das Phosphor direkt aus Klärschlamm zu gewinnen und würden somit eine Monoverbrennungsanlage überflüssig machen!“ erläutert der Fraktionsvorsitzende Claus Berndroth.

Darüber hinaus sehen geplante, ein Zeitpunkt ist noch nicht vorgesehen, Gesetzesänderungen vor, dass phosphorhaltiger Klärschlamm nicht mehr mitverbrannt und nicht mehr als Dünger auf die Äcker ausgebracht werden darf, was zurzeit noch mit ca. 70% des Klärschlamms in Rheinland-Pfalz passiert.
Ein weiterer Kritikpunkt der Fraktion ist das Problem des Vergaberechts. Die letzte Ausschreibung zur Entsorgung des Klärschlamms in Mainz gewann die Firma Remondis. Diese Entsorgung findet zurzeit in einem Kohlekraftwerk statt. Da die Firma Remondis auch Miteigentümer der EGM Mainz ist, dürfte es kein Problem sein, bis auf weiteres den Mainzer Klärschlamm auch in Mainz zu verbrennen. Der entstehende Nachteil wären leicht höhere Kosten für die Firma Remondis, die sich aber durch den entstehenden Vorteil, nämlich eine erhebliche Senkung der Transportkosten amortisieren könnten.
Die Fraktion AfD/FW befürwortet daher grundsätzlich eine Phosphorrückgewinnung durch alternative Methoden. Da diese Techniken jedoch zum heutigen Zeitpunkt noch nicht ausgereift sind, lehnt die Fraktion eine Monoklärschlammverbrennungsanlage in Mainz momentan ab und unterstützt somit die Forderungen der Bürgerinitiative in Mombach.
„Uns geht es nicht um das Sankt-Florians-Prinzip,, aber wenn doch große Mengen des anfallenden Klärschlamms aus Kaiserslautern und Umland angeliefert werden, wäre es dann nicht eventuell sinnvoll, wenn überhaupt, dort eine derartige Anlage zu bauen anstatt den Klärschlamm kostenintensiv und umweltbelastend mit LKW nach Mainz zu transportieren?“ fragt sich Kurt Mehler, stellvertretender Fraktionsvorsitzender.
„Wir fordern die Stadtverwaltung auf zu prüfen, welche Änderungen an der bestehenden Müllverbrennungsanlage nötig sind, um den anfallenden Klärschlamm durch die FirmaRemondis zu entsorgen. Ist dies nicht möglich, sollten die bestehenden Verträge mit Remondis eingehalten werden!“ so die Stadträte Berndroth und Mehler unisono.

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